Hammerichs Haus
Vom 2. Juni – 18. Oktober 2025 geöffnet
Wenn Sie das Glück haben, während der Saison auf Ærø zu sein, müssen Sie Hammerichs Haus in Ærøskøbing erleben.
Hier gibt es mehr als genug Zimmer mit niedrigen Decken und verwinkelten Ecken, aber hier können Sie auch die Geschichte des Bildhauers Gunnar Hammerich und seiner Liebe zu der alten Stadt erfahren.
Ein junger Mann kommt in die Stadt
Gunnar Hammerich (1893-1977) hat 1913 zum ersten Mal die Fähre nach Ærø genommen. Damals hat er bei Baagøe & Riber im Hafen von Svendborg eine Kaufmannslehre absolviert, aber er hat von der Malerei geträumt.
In einer Zeit, in der die Künstler auf der Suche nach originellen und unberührten Flecken auf der Landkarte die großen Städte verließen, war Ærø einer der exotischen Orte, die „entdeckt“ wurden. In der Zeit um den 1. Weltkrieg hat sich eine kleine Kolonie ansässiger Künstler gebildet, während andere im Sommer nach Ærø gereist sind. Gunnar Hammerich war einer von ihnen, bevor er 1916 ein billiges Haus in Ærøskøbing gekauft hat.
Mit Gunnar Hammerich als aufmerksamen Gastgeber wurde das Haus an der Ecke Gyden und Brogade zu einem Treffpunkt für Maler und Schriftsteller, fröhliche Seelen aus dem Bürgertum der Stadt und Freunde und Bekannte aus Kopenhagen.
Eine Stadt im Wandel
Hammerichs Haus bestand ursprünglich aus drei Häusern. Gunnar Hammerich hat das erste 1916 gekauft und als in den folgenden Jahren die Nachbarhäuser zum Verkauf standen, hat er die drei Häuser miteinander verbunden.
Zu dieser Zeit waren die Häuser in Ærøskøbing sehr günstig, da sich die Stadt im Wandel befand. Die lange Seefahrertradition der Einwohner von Ærøskøbing gehörte nun der Vergangenheit an. Die alten Segelschiffe wurden von Dampfschiffen verdrängt und in Ærøskøbing wurde es gesellschaftlich akzeptiert, andere und weniger gefährliche Berufe als die Seefahrt zu wählen. Dies hatte jedoch Konsekvenzen für das Leben in der Stadt.
Nach dem 1. Weltkrieg kam die Entwicklung der Stadt fast zum Stillstand. Immer mehr junge Menschen verließen Ærø. Infolgedessen wurden weniger Kinder geboren und die Bevölkerung wurde älter. Gleichzeitig führte die Urbanisierung der kleineren Provinzstäte dazu, dass ein größerer Wert auf die alten Häuser gelegt wurde und der Wunsch entstand sie „unter Schutz zu stellen“ – bevor es zu spät war.
Diese Arbeit begann mit dem ersten dänischen Denkmalschutzgesetz von 1918 und im folgenden Jahr wurden rund 30 Häuser in Ærøskøbing unter Denkmalschutz gestellt, darunter auch Hammerichs Haus.
Eines der ersten Ferienhäuser
Mit der rasanten städtischen Entwicklung in anderen Teilen des Landes kam auch die Sehnsucht nach der alten Zeit auf, die Ærøskøbing erfüllen konnte. In der Zwischenkriegszeit vermarktete der Fremdenverkehrsverein die Stadt als märchenhafte „Dornröschenstadt“ und nach und nach gingen Denkmalschutz und Tourismus Hand in Hand.
Heute versinnbildlicht Hammerichs Haus die Entwicklung der Stadt nach dem 1. Weltkrieg. Das Haus ist 1803 gebaut worden. Bevor Gunnar Hammerich einzog, hatten dort ein Seemann, ein Schneider, ein Maurer, die Witwe eines Zöllners und ein Segelmacher gewohnt. Doch während die früheren Eigentümer das ganze Jahr über in dem Haus wohnten, hat Hammerich dort nur während des Sommerhalbjahres gewohnt. Hammerichs Haus ist daher eines der ersten Ferienhäuser von Ærøskøbing.
Bildhauer von der Kunstakademie
Gunnar Hammerich ist im Kopenhagener Stadtteil Østerbro aufgewachsen. Sein Vater, Holger Aaggaard Hammerich (1845-1915), war Ingenieur und Ratsherr und saß für die Rechte Partei (Højre) im dänischen Parlament, während seine Mutter Pauline Mølmark (1854-1927) eine Arzttochter aus Svendborg war.
Seine Eltern wollten, dass er eine gute Ausbildung erhält. Erst nachdem er die einjährige Ausbildung an der Kaufmannsschule abgeschlossen und seine Lehrzeit bei Baagøe & Riber absolviert hatte, durfte er sich an der Bildhauerschule der Königlich Dänischen Kunstakademie bewerben.
Er bekam 1916 seinen Abschluss, im selben Jahr in dem er das erste der drei Häuser in Ærøskøbing kaufte und er debütierte 1918 in Charlottenborg.
Hammerich war ein Sammler
Hammerichs Haus war nicht nur ein Treffpunkt und ein Ferienhaus, sondern auch der Ort, an dem sich Gunnar Hammerich als Sammler entfalteten konnte.
Er hat insbesondere Dinge von Ærø und Südjütland gesammelt, die sich im Haus gut machten sowie einen erzählerischen Wert und Charakter hatten. Gleichzeitig war er von Dingen fasziniert, die von Hand gefertigt wurden – „von den glattesten kleinen Dingen aus Holz, Ton und Metall bis hin zu den raffinierten Kreationen aus Porzellan, Glas und allen Metallen.“
Im Haus können Sie sich das Protokoll „Das Wesentliche“ ansehen, in dem Gunnar Hammerich die Herkunft der Objekte sorgfältig notiert und mit detaillierten Zeichnungen ergänzt hat.
Hammerichs Haus als Museum
Gunnar Hammerich hat sein Haus 1967 an die Gemeinde Ærøskøbing übertragen. So sollte sichergestellt werden, dass das Haus und die Sammlung der Nachwelt erhalten bleiben. Im Vertrag steht, dass „…die Sammlung so erhalten werden muss, in dem sie sich befindet und wie sie vorgefunden wird.“ Die mehr als 2.500 Gegenstände im Haus befinden sich also immer noch dort, wo sie nach Gunnar Hammerichs Willen standen.
Hammerichs Haus ist seit 1990 Teil des Ærø-Museums und selbst fast schon ein Museumsobjekt.
Als staatlich anerkanntes Museum sind wir verpflichtet, das Haus und die Sammlung für die Nachwelt zu erhalten, was einige Einschränkungen bei der Nutzung des Hauses mit sich bringt. Um einen übermäßigen Verschleiß zu vermeiden, laden wir Besucher nur in den Sommermonaten und für einen begrenzten Zeitraum ins Haus ein.